Vor 25 Jahren

Den kompletten Artikel hatte ich vor vielen Jahren für eine Schweizer Hundezeitschrift verfasst. Er wurde viele Male gelesen. Der Inhalt,- die homöopathische Behandlung von Tumorerkrankungen beim Tier – war zu jener Zeit ziemlich neu. Besser gesagt, wieder neu. Es gab bereits zu Hahnmann´s Zeit homöopathische Interventionen.

Heute sieht das anders aus

Angeregt durch die homöopathische Begleitung von Zweibeinern mit tumorösen Gewächsen, hat sich auch die Tierhomöopathie seit ein paar Jahren wieder an das Thema herangetraut. Ich greife es jetzt noch einmal auf.

Ein Angebot

Dieser Artikel ist eine Einladung, die Wahrnehmung zu sensibilisieren, eine eigene Sicht zu entwickeln, oder sich eigenverantwortlich anderen Sichtweisen anzunähern. Ich kann an dieser Stelle nur für die homöopathische Seite sprechen.

Kaum eine Anschauung ist so verknüpft mit Gedanken an Unheilbarkeit und Tod, wie das einer Tumorerkrankung. Gerade hierbei können wir immer wieder üben, unsere Wahrnehmung zu überprüfen.

Eine entsprechende Diagnose vom Tierarzt, oder der Klinik wird sofort mit Angst und Verlust des geliebten Vierbeiners gleichgesetzt.

Das mag in vielen Fällen stimmen. Ziel der Schulmedizin ist beispielsweise der Kampf gegen den Tumor. Etwas Falsches hat sich eingenistet in den Körper und muss beseitigt werden. Sinnvoll aus dieser Ansicht heraus.

Eine Katzenhalterin erzählte mir:“ Im Internet steht….Tumore können nicht homöopathisch beeinflusst werden!“ Angeregt von dieser Aussage (und der manchmal wertvollen Betrachtung anderer Sichtweisen) habe ich in eine Suchmaschine die Begriffe -Tier, Tumor, Homöopathie- eingegeben…..und schon auf der ersten verlinkten Seite konnte ich lesen:

„…..natürlich kann eine unheilbare Erkrankung nicht mit Homöopathie geheilt werden…“

Hier haben wir ein typisches Beispiel für die Vermischung schulmedizinischer Ansicht über „Unheilbarkeit“ und der Homöopathie.

Wir kämpfen nicht

Zum Verständnis: In der Homöopathie bekämpfen wir nicht, sondern unterstützen den Organismus bei seiner Arbeit, einfachere, gesündere Ausdrucksformen zu finden. Den Tumor quasi überflüssig zu machen. Etwas provozierend möchte ich sogar behaupten, solange ein Tumor wächst, gibt es die besten Heilungsmöglichkeiten! Schulmedizinische Diagnosen sind uns durchaus wichtig und wir sind froh über moderne Diagnosemöglichkeiten und Untersuchungen. Aber das ist eben nur ein Teil der Arbeit.

Schwieriger wird es, wenn der Krebs zerstörerisch geworden ist, umliegendes Gewebe angreift, oder Organe zerstört. Aber erst ein stark vermindertes Allgemeinbefinden (schlechtes Fressen und Abmagerung, mangelnde Energie und Lebensfreude u.a.) zeigt uns Homöopathen an, dass der Organismus sich in Richtung Abbau bewegt. Aber sogar in diesem Zustand können wir noch viel tun.

Schmerzen und Blutungen, genauso wie Metastasenbildung, die vielleicht im Krankheitsgeschehen auftreten sind kein Zeichen von Entgültigkeit…..Nur unsere Hilflosigkeit lässt uns oft die Verantwortung abgeben, oder uns mit dem Unvermeidlichen arrangieren.

Die Miasmatik in der Homöopathie

In der Miasmatik, die einen festen Platz in der homöopathischen Arbeitsweise hat, betrachten wir den gesamten Krankheitsverlauf. Vererbte Tumorerkrankungen und so genannte Kunstkrankheiten, die durch vielerlei Medikamente und Impfungen verursacht werden können, sind dabei ebenso wichtig wie die besondere Dynamik von chronischer Erkrankungen.

Eine Vorgeschichte hat das Tier auf alle Fälle. Nur in seltenen Fällen, entsteht der Zustand durch rein erbliche Faktoren. Für mich persönlich sind auch familiäre Verknüpfungen mit den dazugehörigen Zweibeinern wichtig. Dabei müssen nicht immer die gleichen Krankheitsverläufe auftreten, es reicht manchmal aus, wenn sich eine ähnliche Thematik zeigt, oder gleiche Organgruppen erkranken.

Besonders kompliziert machen es die „übersehenen“ „Vorerkrankungen“ das Verborgene. Vieles erscheint uns heute als normal, oder wird als unwichtig abgestempelt.

Beispiel: Wieviele Hunde leiden unter einem chronischen Vorhautkatarrh? Möglicherweise mit gelblichgrünem Sekret. Dick und klebrig? Was meint Ihr? Ich denke ziemlich viele.

Es wird einfach bei Rüden als „normal“ gesehen. Schliesslich markiert er ja häufig und ist ständig mit Keimen konfrontiert…. das mag schon sein, für uns Homöopathen jedoch zusätzlich ein Zeichen, dass der Organismus dabei ist, eine ihm zur Verfügung stehenden Ausscheidungsformen zu benutzen. Nehmen wir ihm diese weg, findet er manchmal keinen andere Möglichkeit, als in der Folge verhärtetes Sekret als Steine oder Tumore zu bilden.

Aus homöopathischer Sicht ist gerade diese, manchmal jahrelange Phase der nicht immer sichtbaren Veränderungen von grosser Wichtigkeit. Oft zeigen sich nur kleine Veränderungen auf der Oberfläche, wie eine übermässige Pigmentierung, Warzenbildung, oder eben chronische Absonderungen, dass der Organismus hart arbeitet, um die für sich beste Lösung zu finden!

Eigenartige Fragen in der Homöopathie

Wer mit einer homöopathischen Begleitung vertraut ist, dem sind unsere eigenartigen Fragen über die Farbe und Konsistenz des Schnupfens nicht unbekannt. Wer hat noch nicht geschmunzelt über Fragen nach Farbe und Form eines Hautausschlages, oder nach dem Geruch der täglichen Verdauung. Das alles und viel mehr gibt uns Hinweise über Lösungsversuche des erkrankten Organismus. Oft schafft er es eben nicht alleine, oder wir stören seine wiederholten Versuche.

Hier kommt die Homöopathie zum Einsatz. Wir helfen dem Kranken gesündere Lösungen zu finden. Tumorerkrankungen gelten dabei als fort geschrittene chronische Erkrankungen.

Wir versuchen nun, den Weg quasi rückwärts zu gehen und die Bewegung in eine gute Richtung zu lenken. Das ist auch gleichzeitig die große Chance, die eigene Weisheit des Organismus kennen zu lernen!

Natürlich gibt es dabei vieles zu beachten, gerade wenn der Tumor bereits Gewebe verdrängt und in dessen Funktion einschränkt. Es kann  auch nötig sein, zur Operation zu raten. An dieser Stelle sei die Wichtigkeit erwähnt, den Tierhalter nicht zusätzlich zu ängstigen, sondern vorurteilslos aufzuklären. Lies auch im Blogbeitrag:

OP ja- oder nein.

Auch haben wir manchmal nicht viel Zeit, ein Abbau der Lebenskräfte hat bereits begonnen, dann müssen wir gewohnte Wege und starre Verschreibungsregeln verlassen und uns auf die Reaktionen des Organismus einlassen. Flexibel und manchmal sehr schnell, anders als wir es vielleicht von einer sich langsam entwickelnden Geschichte kennen.

Weitere gesundheitsfördernde Maßnahmen und richtige Ernährung schaffen natürlich einen guten Nährboden für die Gesundung.

Bitte nicht herumprobieren!

Im Anschluss möchte ich ein paar Arzneimittel vorstellen, die bei der Behandlung von Tumorerkrankungen häufig zur Anwendung kommen. Da wir hier im Bereich der chronischen Zustände therapieren, kann ich nur dazu raten, einen erfahrenen Homöopathen hinzuzuziehen. Erst gestern hörte ich den erstaunten Kommentar einer Klientin: „Und da dachte ich immer, ich kann nichts verkehrt machen und hab dem Hund nochmal was von dem Sulphur gegeben. Am nächsten Tag war alles schlimmer. Da hab ich mich ganz schön gewundert. Des mache ich nicht mehr!“

Ganz weit oben in der Anwendungsskala steht sicher das bekannte Thuja, der Lebensbaum. Wichtig bei allen Zuständen, die vermehrtes Wachstum haben. Viele kennen die Pflanze zur Behandlung von Warzen. Dieser einst stolze Baum erinnert uns an die vielerorts gepflanzten Thuja-Hecken. Dicht aneinander gereiht, damit nur ja nicht jemand von außen etwas sehen kann…. das Unsichtbare, Verdeckte spielt in seiner Signatur eine große Rolle bei allen undurchsichtigen, oder unterdrückten Entwicklungen benötigen wir die Hilfe des Lebensbaumes.

Ebenfalls häufig in der Tumorbehandlung benötigen wir die verschiedenen Säuren. Davon haben wir einige in der Homöopathie. Sie haben die Eigenschaft erstarrte Zustände in Bewegung zu bringen, also verhärtete Zustände ausscheidbar zu machen. Ähnlich wie bei der chemischen Anwendung trennen sie verschiedene Anteile. Ebenso haben sie den ätzenden Charakter, den wir uns zunutze machen, wenn bereits Zerstörung eingesetzt hat. (Zur Wiederholung: Wir suchen ein ähnliches Bild, also eine Arznei, die in ihrer Signatur und ihrer stofflichen Anwendung dem kranken Zustand ähnlich ist).

Wir haben z.B. das Acidum nitricum, die Salpetersäure, das Acidum muriaticum, die Salzsäure und das Acidum phosphoricum, die Phosphorsäure, um nur einige zu nennen. Willst du mehr wissen? Hier geht´s zum…

Ausbildungsmodul Tumorbehandlung

Die einfach strukturierten Kohlenstoffe, aus dem alles Leben entstanden ist, sind ebenfalls wichtige Helfer bei der Tumorbehandlung in fortgeschrittenem Stadium. Wir erkennen den Kohlenstoff der Arznei, den Carbon-Anteil, meist an ihrem homöopathischen Namen: Carbo vegetabilis, Carbo animalis, Calcium carbonicum, Natrium carbonicum, Kalium carbonicum usw.

Wir haben auch „kleinere“, weniger geprüfte Mittel zur Verfügung, um gezielt bestimmte Organbereiche, oder Tumore anzusprechen. Hierbei müssen wir uns oft auf alte Empfehlungen verlassen, da diese heute viel zu selten angewandt werden.

Die bekannten, oder gerade im homöopathischen Kreisen oft verkannten Schüsslersalze bieten als kraftvolle Helfer zusätzlich ihre Unterstützung an. Gerade wenn es darum geht, den Organismus nach vorangegangenen chemischen Behandlungen, Operationen und Bestrahlungen wieder aufzubauen.

Zwei kurze Fallgeschichten:

Kätzin, mittleres Alter, inoperabler, harter walnussgroßer Tumor an der rechten Halsseite. Aufgrund der Größe und der Nähe zu lebenswichtigen Gefäßen und der Verwachsung mit dem Untergrund, will kein Tierarzt operieren. In der Vorgeschichte gibt es einen Husten mit viel Schleim und eine Durchfall-Neigung. Der Tumor ist schnell von Erbsengröße auf die jetztige gewachsen.

Eine einwöchige homöopathische Gabe lässt den Tumor sich in Form und Konsistenz verändern. Gleichzeitig mit dem Erscheinen alter Durchfall-Symptome verkleinert sich das Gewebe am Hals. Leichte Schnupfen-Symptome mit Sekret-Absonderung treten kurzzeitig auf. Nach vier Wochen wird ein zweites homöopathisches Mittel verabreicht. Nach weiteren vier Wochen ist der Tumor komplett verschwunden.

So einfache Verläufe kenne ich nur bei Tieren, die ohne häufige Impfungen und Vorbehandlungen leben.

Ein weiteres Beispiel: Mischlingshündin, 16 Jahre alt, fast taub, blind. Großer blumenkohlartiger Tumor in der Scheide. Keine weitere Untersuchung des erkrankten Gewebes. Verlegung von Harnröhrenausgang und aufgrund der Größe auch extreme Schwierigkeiten beim Kot-Absatz. Hinzu kommen zahlreiche weitere Gebilde im Baumraum, die per Ultraschall festgestellt werden. Neben einer tierärztlichen Akutbehandlung (Schmerz und Entkrampfungs-Mittel) und dem Rat zum Einschläfern, machen wir einen Behandlungsversuch. Als Ziel wünschen wir uns, es der Hündin selbst überlassen zu können, wann sie gehen möchte.

Eine homöopathische Arznei wird zusätzlich zur schulmedizinischen Schmerzlinderung gegeben, um den Kot- und Urinabsatz zu erleichtern.

Nachdem das Tier entlastet ist, was erst einmal im Vordergrund stand, beginnen wir mit einer chronischen Behandlung. Nach der ersten Gabe wirkt die Hündin agiler, fröhlicher und reagiert schneller auf akustische Reize. Der Kot- und Urinabsatz gelingt regelmäßig, die schulmedizinischen Schmerzmittel werden nicht mehr gebraucht. Dies bleibt auch in den nächsten Monaten so. Die homöopathische Arznei wird mehrmals wiederholt. Bis heute hat das Tier ein (dem alter gerechtes) gutes Allgemeinbefinden, mit Vitalität und Lebenskraft. Der Scheidentumor ist nicht weiter gewachsen und behindert die Ausscheidungen nicht.

Die Verknüpfung von Tumoren und schlechten Heilungschancen, gilt es zu durchbrechen, wenn wir verstehen möchten, was da eigentlich passiert. Die Erforschung der Dynamik im gesamten Organismus steht bei einigen „alten“ (z.B. Burnett) und in den letzten Jahren auch vielen „jüngeren“ (Gienow, Vijayakar u.a.) Homöopathen im Vordergrund. Beachten wir diese Bewegungen, fühlen wir uns auch nicht mehr so hilflos und können uns mit effektiven Arzneimitteln an die Arbeit machen. Dabei ist eine homöopathische Tumorbehandlung genauso individuell, wie das Tier und die Krankengeschichte selbst.

Wir orientieren uns an der Reaktion des Tieres auf die Arznei, um unsere weiteren Gaben anpassen zu können. Das mag eine Beantwortung der Frage nach Zeit und Dauer einer Behandlung bis zur vollständigen Heilung erschweren. Auch das Ziel muss unterschiedlich definiert werden und Alter und Lebenskraft angeglichen werden.

Zum Schluss noch ein Satz zum Nachdenken, dessen Autor mir leider unbekannt ist:

„Das Krankhafte kann nicht einfach wie ein Fremdkörper beseitigt werden, ohne dass wir Gefahr laufen, zugleich etwas Wesentliches, das auch leben sollte, zu zerstören. Unsere Aufgabe besteht nicht darin, es zu vernichten, sondern wir sollten vielmehr das, was da wachsen will, hegen und pflegen, bis es schließlich seine Rolle in der Ganzheit der Seele spielen kann.“