Aufgeregt bellend springt der Schäferhund um seinen Menschen herum. Dann verschwindet er ganz klein und mit eingezogenem Schwanz hinter dessen Beinen. „Ich bin gar nicht da, bitte tu mir nichts“ ….
Kennst du diese Szene?
Zuerst ganz groß und stark und dann klein und ängstlich, sobald ein „gefährlicher“ Rivale, oder auch nur der Nachbarshund erscheint. Es ist interessant, wie Parallelen zwischen dem Verhalten von Hunden und uns Menschen zu finden sind.
Tatsächlich beobachten wir solche Situationen bei uns Zweibeinern viel häufiger. Ein Blick in unsere Umgebung genügt, sei es in großen Unternehmen oder in regierenden Gruppen. Mängel werden überspielt, das gehört zu unserem gesellschaftlichen Umgang. Keiner darf merken, wie schwach und unsicher ich bin…
Das ursprüngliche Verhalten der ängstlichen Hunde rät zu Überlebensinstinkten. Abhängig von rassespezifischem Verhalten sind das Flucht, Kampf oder Unterwerfung, je nach angeborenen Talenten. Das „so-tun-als-ob“-Verhalten erfordert bereits eine gewisse Intelligenz und Denkprozesse, also keine rein reflexartigen Handlungen mehr. Der Hund muss entscheiden, was zu tun ist. Das erfordert eine Art von „Hirnschmalz“.
Homöopathie
Für Homöopathen sind auffällige Verhaltensweisen wichtige Hinweise zur Mittelwahl. Es gibt mittlerweile über 3000 homöopathisch potenzierte Substanzen, die nach dem Wirkprinzip „Similia similibus curentur“ (Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt) verschrieben werden. Es bedarf einer gewissen Resonanz zu dem Arzneimittel und den Informationen, die das Arzneimittel bereitstellt.
Stell dir vor:
Ein Saiten-Instrument steht in der Ecke eines Raumes. In der gegenüberliegenden erklingt das „C“ einer Stimmgabel. Besitzt nun das Saiten-Instrument eine C-Saite wird diese zum Ton der Stimmgabel mitschwingen. Es gibt eine Resonanz auf den Ton.
Durch diese Resonanz zur Arzneiinformation erkennt der Kranke seine eigenen Verhaltensmuster und Eigenheiten. Das mag für dich seltsam klingen. Als Therapeuten, die einen prozessorientierten Ansatz verfolgen, glauben wir, dass jeder heilende Prozess mit einer Erkenntnis beginnt. Sogar bei Kindern und Tieren geschieht dies auf unbewusster Ebene. Stell dir vor, dass diese Verhaltensweisen, die oft übertrieben sind, durch gesündere Reaktionen ersetzt werden können. Die fehlende Information wird durch die gezielte Verabreichung eines geeigneten Arzneimittels ergänzt.
Welche Arznei genau und zu welchem Zeitpunkt in welcher Potenz für deinen Vierbeiner hilfreich ist, kann ein erfahrener Therapeut herausfinden. Zusätzlich zu den Verhaltensauffälligkeiten wird er /sie dich nach vielen weiteren Auffälligkeiten fragen. Nach dem Fressverhalten, dem Auftreten in der Familie, nach körperlichen Vorerkrankungen und vieles mehr. Willst mehr über die Anamnese in der homöopathischen Praxis lernen, empfehle ich dir dieses Modul:
Anamnese in der Tierhomöopathie
Nun beschreibe ich dir Arzneimittelbilder, die sehr viel mit Angst zu tun haben. Die homöopathische Arznei wird aus den Grundstoffen, den Pflanzen, oder den Mineralien hergestellt und in einer bestimmten sehr energiereichen Verarbeitung, der Dynamisierung, oder Potenzierung hergestellt. So entfaltet sie ihr hilfreiches Potenzial.
Stechapfel, Stramonium
Arzneimittelbilder
Stramonium, der Stechapfel: Eine unserer heftigen Arzneien aus dem Naturreich der Pflanzen.
Eigentlich die Urform der uns bekannten Züchtung der Engelstrompete, mit dem betörenden Geruch in der Nacht. Zahlreiche Stacheln umgeben den „Stechapfel“, die Frucht der sehr viel kleineren Wildform. Bereits die Signatur erinnert uns an eine „stachelige“ Persönlichkeit mit empfindlichem Inhalt. Und so brauchen wir den Stechapfel auch wirklich bei jenen Tieren, die sehr aggressiv sein können und oft ein überempfindliches Seelchen haben.
Einerseits große Angst vor allem Unbekannten, vor Geräuschen, vor Fremden und vor Gewalt. Auf der anderen Seite selbst die Neigung gewalttätig zu werden. Nicht aus Rangordnungs-Defiziten, wie wir das vom unsicheren Lycopodium, oder auch vom ehrlich kämpferischen Nux vomica kennen, sondern ein „außer sich sein“, ein Panikgefühl, das dem Tier auch ins Gesicht geschrieben steht. Wir können uns das so vorstellen: Die Situation ist so bedrohlich, dass sie den Überlebensmodus auslöst. Alte Hirnteile übernehmen die Kontrolle und die Tiere reagieren völlig reflexhaft. Das kann sich in „kopflosem“ Losrennen zeigen, oder auch in Aktivierung des Kampfinstinkts, je nach Talent. Das ist Stramonium.
Wir haben es mit einer sehr heftigen Situation zu tun, völlig anders als unsere sensiblen, ängstlichen, aber stets freundlichen Phosphor-Vertreter. Dieser ist meist verspielt und entgegenkommend, auch bei Gefahr. Sein Lebensmotto: „Du musst mein Freund sein“ lässt ihn auch den Tierarzt lieben, der vielleicht schon einmal schmerzhafte Interventionen vornehmen musste. Wir leben in einer polaren Welt. Und so gibt es natürlich immer auch die Gegenseite. Hier können wir das schüchterne, zurückhaltende, sehr ängstliche Phosphor erleben.
Argentum nitricum, das Silbernitrat verhält sich ähnlich wie Phosphor. Hier geht es aber häufiger um beengende Situationen. Platzangst, Weitenangst, Höhenangst, Angst vor Unbekanntem…. die Liste ist lang.
Das ganze Bild
Und jetzt könnte ich noch viele andere Beispiele nennen. In der Homöopathie jedoch folgen wir keinem „linearen“ Denkmuster. Wir wählen nicht einfach ein Mittel aus, nur weil ein „Angstetikett“ auf den Hund zutrifft. Stattdessen versuchen wir, die gesamte Situation zu erfassen und das Tier wirklich zu verstehen. Oft haben wir nicht so viele Informationen zur Verfügung wie bei Menschen, beispielsweise über vererbte Anomalien und Krankheitsanfälligkeiten. Daher müssen wir bei Tieren besonders aufmerksam beobachten.
Andere hilfreiche Werkzeuge, wie der Ttouch (Körperarbeit), die Anwendung von Körperbändern zur eigenen Wahrnehmung und nicht zuletzt eine homöopathische Begleitung des Hundehalters, schaffen einen fruchtbaren Boden für das Team Mensch – Hund. sodass beide entspannter ihre Runden drehen können.
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